„Ich blicke wirklich mit Stolz zurück.“
Ein Interview mit Marc Kley, Geschäftsführender Direktor
Interview Andreas Klein
Fotografie Benjamin Kriener

Das Gateway ist in den letzten zehn Jahren an der Uni Köln immer weitergewachsen, konnte die Angebote ausbauen und sich als besonders wichtiger Akteur für den Transfer aus der Wissenschaft positionieren. Darüber hinaus funktioniert das Konzept über die Grenzen der Uni Köln hinaus. Die Marke Gateway steht nun auch an vier weiteren Hochschulen für Gründung und Innovationsprojekte.
Unser Kollege Andreas und Podcast-Host von „Kölsch & Kickern“ sprach dazu mit dem Mann, der seit der ersten Stunde mit dabei ist: Unserem Geschäftsführenden Direktor Marc Kley.
Ein Gespräch, das nicht nur mehr Einblicke über den Mann hinter dem Gateway gibt, sondern auch viel aus der Geschichte von zehn Jahre Gateway erzählt.
Marc, zehn Jahre lang gibt es das Gateway an der Uni Köln nun schon. Wie und wieso überhaupt fing das alles an?
Wir haben uns damals gefragt: Wie schafft man es, mehr von den innovativen Ideen aus der Forschung an der Uni Köln durch Start-ups und Innovationsprojekte in die Anwendung zu bringen? Die Lösung kam vom Rektorat der Uni.
Die Idee: ein Inkubator in Campusnähe, um Gründungen aus der Wissenschaft heraus zu fördern. Die Location dafür war recht schnell gefunden. Als ich das erste Mal den Hinterhof in der Ägidiusstraße betrat und durch die Räume ging, wusste ich: Das ist es! Das ist genau das, was du dir unter einem Inkubator vorstellst. Ein bisschen Werkstatt-Charme, offene Räume, coole Treppen. Hier können Gründer*innen die ersten Schritte machen, mit- und voneinander lernen, hier können wir Teams mit Expert*innen und Partner*innen vernetzen. Wir wollten einfach mal machen und ausprobieren, ob unser Konzept aufgeht.
Und wieso du?
Mit meinen Erfahrungen als Gründer und meiner Bank-Ausbildung war ich wohl der beste Mann dafür (lacht). Nach dem Abi habe ich eine Banklehre gemacht und erst dann angefangen zu studieren: Regionalwissenschaft Nordamerika. Nicht mal BWL. Geisteswissenschaften fielen mir immer am leichtesten, während ich in Mathe nie so der Held war. Ich sage immer: ich kann rechnen, aber keine Mathe!
Und wie gings weiter?
2001 kam ich zufällig über Kontakte zum NUK Gründungswettbewerb. So bin ich quasi zufällig in das Gründungsthema reingekommen. Und dabeigeblieben. Zwei Jahre später habe ich mich selbst selbstständig gemacht: mit einer Fort- und Weiterbildungsakademie.
Wir haben gerade gegründeten oder in der Gründung befindlichen Unternehmen Know-how vermittelt. Zu allen Fragen rund um die Themen Finanzierung und Geschäftsmodell. Wir haben auch Workshops für Unis konzipiert und durchgeführt. Witzigerweise schon vor mehr als 20 Jahren eine Summer School für Wissenschaftler*innen – ganz ähnlich wie wir sie jetzt als Gateway im Programm haben.
Und wie ging es weiter?
Nach drei Jahren haben wir uns getrennt und das Unternehmen liquidiert. Ich bin wieder über Kontakte an die Hochschule Bochum gekommen und konnte dort das Thema Gründung in den Strukturen verankern. Aber ganz ehrlich: Es war auch ein sehr zähes Geschäft, weil damals noch wirklich wenig Interesse an dem Thema bestand. Vor allen Dingen bei den Wissenschaftler*innen. Da gab es auch durchaus Gegenwind. Hat aber trotzdem Spaß gemacht. Ich hab mein Wissen im Bereich immer weiter ausbauen können und bin über Kontakte an die Uni Köln gekommen.
Kontakte sind ein Ding, oder?
Als Kind habe ich es nicht verstanden, aber mein Vater hatte recht als er sagte: „Kontakte schaden nur dem, der keine hat.“ Und das zeigt sich ja nicht nur in meiner Biografie, sondern auch hier bei uns im Gateway. Nicht umsonst haben wir vor einigen Jahren das Gateway Alumni Network gegründet und bringen seitdem sehr erfolgreich unsere Gründer*innen untereinander und mit dem Start-up Ökosystem zusammen.
Erfolgreich ist ein gutes Stichwort: Ist das Konzept von vor zehn Jahren aufgegangen?
Und wie! An den Hochschulen gibt es unheimlich viel Potenzial: viel Wissen, Innovationen und ein kreatives Mindset. All das gibt es, weil es viele Herausforderungen gibt, für die es Lösungen braucht. Und wir als Gateway an den Hochschulen helfen dabei, Prozesse für Lösungen zu strukturieren und sind dafür die beste Anlaufstelle. Deshalb waren wir nicht überrascht, dass wir schon in unseren Räumen in der Ägiduisstraße den Inkubator ans Laufen gebracht haben. Wir konnten EXIST-Gründungsstipendien für Start-ups einwerben, erfolgreiche Gründungen begleiten und Menschen vernetzen.
Der nächste große Step kam 2019 mit der Förderung des Landes NRW und dem Projekt "Exzellenz Start-up Center". Wir haben als eine von sechs Hochschulen in NRW den Zuschlag bekommen. Damit haben wir an der Universität auch neue Maßstäbe gesetzt. Wir sind das größte sogenannte Drittmittelprojekt, das die Uni für die Verwaltung jemals einwerben konnte. Und das ist besonders beachtlich, weil man rund zehn Jahre zuvor nicht an gute Gründungsunterstützung durch die Uni Köln geglaubt hat (lacht). In den nuller Jahren hatten wir uns als Universität mit einem viel weniger ambitionierten Antrag auf eine Förderung beworben und vom Fördermittelgeber eine Absage kassiert. Dabei wollten wir lediglich einen Inkubator aufbauen und eine Professur für Gründung in der Lehre verankern.
Und das gab es dann ja alles schon während der ersten Jahre des Gateway.
Genau. Aber seitdem ist noch so viel mehr passiert: Wir haben mehr als 150 Gründungen unterstützt, haben nun neun Gründungsprofessuren an der Uni, konnten unzähligen Start-ups zu EXIST-Stipendien verhelfen und haben damit den Transfer aus der Wissenschaft auf ein neues Level gehoben. Jetzt sind wir zurück auf dem Campus im InnoDom Cologne, zählen zu den Top-Gründungshochschulen in Deutschland, die Marke Gateway gibt es an vier weiteren Kölner Hochschulen. Außerdem unterstützen wir mit der Gateway Factory die besten Start-ups dabei, sich zu international erfolgreichen Scale-ups zu entwickeln.
Eine ganze Menge…
Und das ist nicht alles. Ich würde wohl den Rahmen sprengen, wenn ich jedes Highlight erwähne (lacht).
Dafür gibt es ja auch unsere Social-Media-Kanäle, das Gateway Magazin oder unsere Webseite. Wenn du nun über all die Erfolge nachdenkst: Was hat sich in den letzten zehn Jahren beim Gründen geändert?
Natürlich gibt es neue rechtliche Rahmenbedingungen. Es gibt neue Finanzierungsinstrumente. Gleichzeitig ist ja immer eine Volatilität drin, wie aktiv jetzt Venture-Capitalisten sind, wie stark in die Frühphase investiert wird und vor allen Dingen auch in welche Branchen. Es gibt aber auch Konstanten, wie eben das EXIST-Gründungsstipendium als Programm, das stetig weiterentwickelt wurde. Allerdings ist das Thema Start-ups in den letzten Jahren auch immer populärer geworden, sowohl hier in Köln, an der Uni Köln, als auch im Allgemeinen in der Gesellschaft. Das hat Auswirkungen auf den Mainstream: In vielen Staffeln Höhle der Löwen ist immer mal wieder eines unserer Start-ups.
Und besonders wichtig: die Netzwerke sind viel etablierter, gerade hier in Köln. Zusammen mit den Gateway-Hochschulen, mit KölnBusiness, den Sparkassen und anderen Partner*innen. Ich blicke wirklich mit Stolz zurück. Wir haben da als Gateway-Team schon was richtig Gutes in den letzten zehn Jahre auf die Beine gestellt.
Ja, die Zahlen und Erfolge sprechen wirklich für sich. Aber gibt’s nach all den genialen Innovationen vielleicht auch ein Produkt, das dir immer noch fehlt? Bei dem du hoffst, dass jemand mit der Idee in unsere Erstberatung kommt?
Ich werde immer wahnsinnig bei all den guten Veranstaltungen in unserem Ökosystem, die gefühlt alle gleichzeitig stattfinden und bei denen ich mich entscheiden muss. Kann nicht mal jemand etwas erfinden, dass ich bei allen gleichzeitig dabei sein kann? (lacht)
Eine schöne Idee! Ich würde investieren. Zum Abschluss: Stell dir vor, du könntest deinem früheren Ich eine WhatsApp mit drei Emojis schicken. Welche würdest du wählen, um zu zeigen, was möglich ist?
Das eine wäre das Emoji Oh, so erstaunt: „Verdammt, das funktioniert ja alles.“
Dann entsprechend danach das Emoji mit dem Party-Gesicht. „Marc, wir gehören 2025 zu den Top-3-Gründungshochschulen Deutschlands!“
Und dann das Gesicht mit der Sonnenbrille. Ziemlich cool ist das ja alles schon, was wir so machen.
